Um ein bisschen zu sparen, entschieden wir uns fdas erste Stueck zu trampen und wurden nach ganzen fuenf Minuten Daumen-raushalten auch schon von einem netten Truckfahrer aufgelesen. Adrianna und ich auf dem Bett schlafend und Lara auf dem Beifahrersitz mit Superblick, fuhren wir so, weitaus bequemer als im ueberfuellten Bus bis kurz vor die Hauptstadt .
Eine knappe Stunden nach dem Verlassen des Trucks fanden wir uns an einem der geschaeftigen Busbahnhoefen Managuas wieder, kauften Tickets fuer den Bus nach Rama, der letzten per Landweg erreichbaren Stadt der RAAS (autonome Atlantikregion des Suedens) und warteten das erste Mal auf dieser Reise.
Aufgrund des schlecht ausgebauten Verkehrsnetzes, der schlechten Koordination und Organisation des Schiffverkehrs und die endlose Geduld der Nicaraguaner sollte dies eine grundlegende Beschaeftigung auf dieser Reise werden.
Nach vier Stunden Fahrt kamen wir um zwei Uhr morgens in Rama an. Die naechste panga, so heissen die mit Aussenborder betriebenen Holzboote, fuhr erst um 6.30 Uhr, sodass wir noch ein bisschen warten konnten. Auf den Bussitzen konnten wir noch ein bisschen doesen.
Morgens am Kai war ganz schoen etwas los und wir bangten ein bisschen darum, vielleicht nicht mehr mitgenommen zu werden. Das man bereits ein Ticket gekauft hat, heisst naemlich noch lange nicht, dass man auch mitfaehrt. Wenn das Boot voll ist, dann ist es voll.
Unser Boot war voll, aber zum Glueck mit uns. Als auch der letzte Koffer und die letzte Kiste aller Passagiere verstaut war, guckte das Boot vielleicht noch 20 Centimeter aus dem Wasser, aber es fuhr.
Naja, es wurden ja sogar Schwimmwesten verteilt (viele Nicaraguaner die nicht am Meer, See oder Fluss wohnen koennen nicht schwimmen) und so konnte man zumindest beruhigt sein, im Falle des Kenterns bis zum Flussufer zu kommen.
Die Fahrt war dann trotz Enge ganz schoen, bei dem vielen Regenwald zu beiden Flussseiten , der zwischendurch durch ein paar palmenblaetterbedeckte Huetten unterbrochen wurde, kamen bei mir schon Amazonas-Gefuehle auf. Nur die Krokodile fehlten.
Nach zwei Stunden rasanter Fahrt erreichten wir Blufields, die Hauptstadt der RAAS.
Regen, Fischgestank und Muell bereiteten uns nicht gerade einen herzlichen Empfang, aber nach ein paar Stunden Schlaf im Hotel, einem deftigen Fruehstueck und einem Stadtrundgang, sah alles schon wieder anders aus.
Wir fanden uns in einem anderen Land wieder, dass zwar irgendwie auch Nicaragua ist und dann doch wieder gar nicht.
Die Mehrheit der Leute spricht Spanisch als ihre erste Fremdsprache, ansonsten indigene Sprachen wie Miskito, Rama oder Sumo oder den Karibik-Slang Creol, einen Mix aus Englisch, Spanisch und Miskito.
Um Bluefields leben die Menschen vom Fischfang, ansonsten gibt es noch Massen von Kokusnuessen und Bananen und dann ist das landwirtschaftliche Angebot der Region auch schon am Ende.
Zu Laras und meiner Freude dominiert die Kokusnuss nicht nur den Export der Region, sondern auch deren Speisekarte.
Kokusnussmilch, die nicht wie faelschlich angenommen das Wasser der Kokusnuss, sondern die aus ihrem Fleisch gewonnene Fluessigkeit ist, findet sich in nahezu allem, was konsumiert wird: Brot, Gallo Pinto, Ruehrei, Sossen, Suppen, Getraenke.
Wieder rehabilitiert machten wir uns am Dienstag Nachmittag auf zum Hafen, um uns zu erkundigen, wann am kommenden Tag das Schiff nach Corn Island losfuehre.
Wir planten Silvetser am Strand der Karibik-Insel mit all den anderen Bielefeldern, die sich bereits dort eingefunden hatten.
Doch dann grosse Enttaeuschung: bis Montag dem 5. Januar fuehre kein Schiff, tote Hose eueber die Feiertage, war die Auskunft der Kuestenwache.
Kurzer Frust, Trauer, Verwuenschungen und dann : neue Plaene schmieden!
Nach einem Blick in den Reisefuehrer fiel unsere Entscheidung auf Pearl Lagoon.
Nach einem netten Abend in Bluefields Kneipen und Reggae-Clubs ( die ganze Costa lauscht Jamaica), ging es am Mittwoch Morgen wieder auf zu neuen Ufern und einem unbekannten Ort.
War uns in Bluefields der grosse Anteil dunkelhaeutiger Bevoelkerung schon aufgefallen, so erblickten wir in Pearl Lagoon so gut wie niemanden, der nicht dunkelhaeutig war.
Wir mieteten uns in einer netten Pension ein, deren Eigentuemer uns jeden Morgen mit Liebe guten Kaffe zubereiteten (hier und dort sehr selten) und uns mit Reise-Tipps versorgten.
Zu Fuss machten wir uns zum naechstgelegen schoenen Strand auf, wurde von einem Pickup aufgelesen und verbrachten unseren ersten entspannten Strand- und Badetag.
Urlaub im Paradies!
Auf dem Rueckweg zur Pension liefen wir durch einige Kommunen und bekamen zu sehen, wie die Leute dort so leben. Es ist nicht unbedingt weniger arm, als wir es von hier gewoehnt sind, doch strahlten die Doerfer irgendwie eine Ruhe und die Leute eine Unbeschwertheit aus, dass es uns schon idyllisch vorkam.
Abgeschiedenheit von der grossen Welt hat wohl auch sein Gutes.
Zwischen den Doerfern erstreckte sich ein Weite und die Sumpflandschaft in der Abendsonne bot ein schoenes Bild.
So, nun bin ich noch nicht einmal bei der Haelfte meines Reisebricht angekommen, doch meine Augen brauchen ein Computerpause. Morgen werde ich schon wieder arbeiten, aber wohl noch Zeit finden, meinen Bericht fortzusetzen.
Danke fuer alle Weihnachtspost, die ich groesstenteils erst gestern in Empfang nehmen konnte.
Geniesst das verschneite Bielefeld oder jede andere Landschaft, wo immer ihr auch seit.
Frohes Neues 2009!
Wir sehen uns in diesem Jahr, bis zu Costa Atlantica Teil2,
Lena